Historie
Das Schwelmer Heimatfest ist auf zwei heimatgeschichtlich tief verwurzelte Ausgangspunkte zurückzuführen:
1. Die alle paar Jahre von den Innungen aufgezogenen Handwerkerzüge und
2. eine schon im 15. Jahrhundert nachweisbare Kirmes.
Als die Schwelmer am 14. November 1496 erstmalig Stadtrechte erhielten, billigte man ihnen auch vier Jahrmärkte zu. Der bekannteste Jahrmarkt, schon "mitten in der Stadt ", war am Sankt-Martins-Tag. Aus diesem Jahrmarkt, amtlich hieß er "Vieh- und Krammarkt", weil auch Pferde und Vieh angeboten wurden, entstand die "St. Mätens-Kirmes", die am 11. November 1497 erstmalig aufgezogen wurde. Sie erstreckte sich auf den Altmarkt, die gesamte Kirchstraße und den Mühlenteichplatz.
Zahlreiche von auswärts kommende Händler hielten auf den Marktständen Leinen, handbedruckte Stoffe und Decken feil. Auf dem Boden ausgebreitet standen die Waren der Töpfer und Korbflechter. Auch Berliner Brote, Lebkuchen und Haushaltwaren fehlten nicht.
Auf dem Mühlenteichplatz waren Fahr- und Belustigungs- geschäfte, wie Schiffschaukel, Pferdekarussell sowie Schaubuden und Kasperle-Theater aufgebaut. Am 11. November 1897, also nach vierhundert Jahren, fand die letzte "St.-Mätens-Kirmes" statt. Dieser traditionelle Vieh- und Krammarkt sollte am 14 November 1898 auf dem Neumarkt wieder aufleben, er wurde in den folgenden Jahren jedoch nie mehr wiederholt. Zwar gab es unter anderem anlässlich von Schützen- oder Kriegerfesten kleinere Kirmesveranstaltungen an anderer Stelle der Stadt, aber die "St.-Mätens-Kirmes" war in Vergessenheit geraten.
Wieder eine Kirmes "inmitten der Stadt", verbunden mit einem Festzug, war das Ziel einer Anzahl Schwelmer Bürger, an der Spitze Walter Schmitz, Eugen Siepmann und Dr. Hugo Siegert. Nach vielen Schwierigkeiten war es 1935 endlich soweit. Die erste große "Schwelmer Herbstkirmes mitten in der Stadt" auf dem "Kaiser-Friedrich-Platz", jetzt Neumarkt, wurde ein voller Erfolg. In der hiesigen Presse wurde berichtet, dass am Kirmessonntag die von außen eingetroffenen Straßenbahnen überfüllt waren. Die Einfallstraßen waren stark belebt von auswärtigen Menschen, die sich zu Fuß nach Schwelm aufgemacht hatten, um die Kirmes mitten in der Stadt zu erleben.
Neben der hiesigen Presse fand diese Kirmes auch in den auswärtigen Zeitungen große Anerkennung. So zitiert die Schwelmer Zeitung vom 17. September 1935 auszugsweise das Lob einer auswärtigen Zeitung : ".....und am Sonntagabend erstrahlten die markanten Gebäude der Stadt, so die alte Schwelmer Stadtkirche mit ihren beiden charakteristischen Türmen im Lichte der Scheinwerfer. Wir hätten gern jedem einen solchen Blick von den die Stadt umgebenden Höhen auf die im Lichterglanz erstrahlende Stadt gegönnt." Wie ein roter Faden ging durch alle Berichte die Meinung, dass dieses Volksfest nicht nur Schwelm, sondern auch der Umgebung erhalten bleiben müsse.
Schon Anfang 1936 trat der inzwischen gegründete Volksfestausschuss zusammen, um Vorbereitungen für das Volksfest 1936 zu treffen, dass ebenso, wie auch in den Jahren 1937 und 1938, wiederum großen Anklang fand. Dann brach der Krieg aus und alle Kirmesveranstaltungen mussten ausfallen. 10 Jahre später, im Jahre 1949, wagte Dr. Siegert wieder daran zu denken, in Verbindung mit der Stadt eine Kirmes mit einem Festzug Wirklichkeit werden u lassen. Es fanden zwar in den Jahren 1947 und 1948 schon kleinere Kirmesveranstaltungen auf dem Neumarkt statt, jedoch erlebte der Festzug erst im Jahre 1949 mit dem Motto "Genau as frögger" zusammen mit einer großen Herbstkirmes auf dem Neumarkt, die auf den dritten Sonntag im August vorverlegt wurde, eine glanzvolle Wiedergeburt.
In voller Einmütigkeit wurde beschlossen, dieses große, alle Bevölkerungsschichten erfassende Fest, nicht zuletzt auch wegen seiner Tradition, jedes Jahr zu feiern. Vom Jahr 1952 an wurde die Kirmes auch auf die Moltkestraße bis zur Wilhelmstraße ausgedehnt.. Ab 1977 konnte sie unter Hinzunahme der Ostseite der oberen Wilhelmstraße weiter vergrößert werden. Sehr positiv auf das Gesamtbild der Kirmes wirkte sich nach dem Abbruch des Krankenhauses die Hinzunahme des Platzes an der Wilhelmstraße ab 1978 aus, weil hier auch größenmäßig Geschäfte zugelassen werden können, die auf dem Neumarkt keinen Platz gefunden hätten.
Seit 1981 wird die Kirmes, nicht zuletzt auch wegen ihrer Bedeutung und auf Wunsch der Schausteller, offiziell eröffnet. Durch Hinzunahme des vom Sparkassenvorstand zur Verfügung gestellten nördlichen Teiles des Sparkassenparkplatzes, sowie der oberen Römerstraße zwischen dem Sparkassenparkplatz und der damaligen Drogerie Brieden ab 1987, ist ein Rundlauf über das gesamte Kirmesgelände jetzt vollständig. Abschließend ist festzustellen, dass die Kirmes "inmitten der Stadt", die ab 1965 an jedem ersten Sonntag im September stattfindet, mit nunmehr über 160 Schaustellern von Jahr zu Jahr an Bedeutung gewonnen hat und weit über die Grenzen der Stadt Schwelm bekannt ist.
Welchen Stellenwert die Veranstaltung allein bei den Schaustellern hat, sieht man an der immensen Zahl von weit über 500 Bewerbungen die jedes Jahr bei der Stadt eintreffen. Die Besucherzahlen sind in den Jahren immer mehr geworden, jedoch sind hierzu nie Erhebungen gemacht worden. Der langjährige Ordnungsamtsleiter Günter Zier, der maßgeblich daran beteiligt war die Kirmes in ihre heutige Form zu bringen, wurde einmal gefragt," Wie viele Menschen besuchen denn eigentlich die Schwelmer Kirmes"? Er gab zur Antwort: "Ist doch ganz einfach herauszubekommen, zählen Sie die Beine der Besucher und teilen sie die durch zwei".
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C. Rüth
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